Ich bin aus Überzeugung Freier Redner. Freiheit ist für mich ein großes Thema. Dazu gehört auch, dass ich mir wünsche und mich dafür einsetze, dass jeder so feiern kann, wie er möchte – ob Freie Trauung oder Lebensfeier, Kinderwillkommensfest oder Jugendweihe, Tier-Trauerfeier oder ein anderer Meilenstein des Lebens. Und der 31. Oktober?
Bei uns in Sachsen ist der 31. Oktober ein gesetzlicher Feiertag. Reformationstag steht im Kalender. Ich bin überzeugter Christ. Auch den Kindern vermitteln wir, die Geschichte von dem Mann, der wollte, dass alle die Bibel und Gottes Wort verstehen. Der Gleichberechtigung wollte, dafür gekämpft hat und verfolgt wurde. Martin Luther. Der Reformator. Reformen müssen nicht immer etwas Schlechtes sein, sie können auch Tradiertes hinterfragen.
Und vielleicht wäre dieser Martin Luther sogar mit meiner Art de Freien Trauung oder meinen Trauerfeiern ganz zufrieden. Denn unsere Botschaft ist ähnlich: Liebe und Nächstenliebe, Respekt und Toleranz, Offenheit und Verständnis…
Für mich ist dieser Tag beides. „Süßes oder Saures“ und „Solus Christus“. Eine „Feste Burg“ mit dem Dank daran, dass wir aufgeklärt leben dürfen und ein Tag, der sich in die Kinderherzen geschlichen hat. Ist doch toll, wenn auch die Kleinen neben dem ganzen Schulstress und „Hast du schon…, Du musst noch…, Denk dran…“ in fremde Welten abtauchen, Party machen und den Nachbarn einen Besuch abstatten mit einem neu gelernten Gedicht (Bildungsauftrag erfüllt;-)). Angeblich hat Luther schon gesagt: „Man soll leben, als sollte man morgen sterben.“
So ein Tag macht aber auch nachdenklich – lädt zum Innehalten und Anhalten ein. Stellen wir uns mal vor, es hätte Luther nie gegeben. Keine Thesen, keine Bibel auf Deutsch, keine Reformation. Vielleicht würden wir bis heute auf Latein predigen und „Trick or treat“ hieße „Doce aut dona!“ („Lehr mich oder gib mir Süßes.“). Oder wir würden 95 Kürbisse vor Türen stellen – nur zur Sicherheit. Spaß!
Luther wollte nicht spalten, er wollte bewegen. Nicht Angst machen, sondern Mut machen. Nicht schweigen, sondern Fragen stellen. Und ganz ehrlich: Ein bisschen davon könnten wir heute immer noch gebrauchen. Weniger Gruseln vor Neuem, mehr Mut zum Denken.
Dabei dürfen wir Martin Luther natürlich auch nicht verklären! Ich feiere seine Courage zum Fragen – nicht die Feindseligkeit. Reformation heißt für mich: Glaube, Gewissen, Respekt. Aber nicht ausgrenzen oder hetzen.
Also, egal ihr heute Kürbisse schnitzt oder Kirchenlieder summt: Feiert das, was euch berührt. Und wenn ihr mögt, mischt beides: Ein bisschen Glaube, ein bisschen Grusel, ganz viel Gemeinschaft.
Begleitet mich auf die größte Abenteuerreise – das Leben. Mit Humor und Tiefsinn. Ich erzähle – manchmal auch mit Gästen – von großen Festen wie Hochzeit, Taufe und natürlich auch Abschied. Die Trauerfeier, letzte Fest eines Menschen auf Erden. Bei all diesen Lebensereignissen spreche ich als freier Redner – als Wunschredner.
Und alle dieser Feierlichkeiten haben eines gemeinsam: Es geht um Leben, Lieben, Lachen.
Ja, auch bei der Trauerfeier darf geschmunzelt werden. Und auch Episoden aus dem Familienleben bleiben nicht verborgen. Von der Erdbestattung eines Regenwurms bis zur Verwandlung von Wasser in Eis.
