Lächeln trotz Trauer

Trauerfeiern sind meist von tiefer Bestürzung, Schmerz und Verlust geprägt. Sie sind ein Moment, um Abschied zu nehmen und einen geliebten Menschen zu ehren. Doch es gibt einen Aspekt, den viele in solchen Momenten nicht sofort in Betracht ziehen: Lächeln, Lachen, Schmunzeln. Auch diese Gefühlsregungen sind erlaubt, denn Trauer ist nicht nur ein Zustand der Schwere. Gerade in der Trauer werden Erinnerungen an den Verstorbenen lebendig – und wenn dazu glückliche oder lustige Momente gehören, umso besser. Gerade dann ist es eine Ehrung des Verstorbenen.
Es mag zunächst merkwürdig erscheinen, in einer solchen Situation zu lachen, aber die Wahrheit ist: Lachen ist eine natürliche Reaktion auf die Freude, die wir mit dem Verstorbenen geteilt haben. Es sind oft genau diese Erinnerungen, die uns durch die dunklen Stunden des Verlustes trösten. Lachen befreit genauso wie Tränen. Ein Schmunzeln über eine witzige Anekdote oder ein herzliches Lachen über eine Eigenheit des Verstorbenen kann ein Zeichen der Dankbarkeit und des liebevollen Gedenkens sein.
Die Idee für diesen Blogbeitrag kam mir übrigens durch eine Google-Bewertung. Hier der Original-Wortlaut: „Unser Bestatter hatte uns Herrn Dr. Tobias D. Höhn für die Trauerrede zur Beisetzung von meinem Papa empfohlen und wir sind sehr glücklich darüber. Bereits beim ersten Gespräch war uns klar, dass er über großes Feingefühl verfügt und sich den Charakter eines Menschen, allein durch Erzählungen, sehr gut vorstellen kann. Bei der Rede für meinen Papa hätte er keinen Satz besser wählen können. Durch seine Art, die bildhafte Sprache und Empathie hat er es geschafft, dass meine Mama und ich, trotz des schweren Anlasses, auch mal lächeln konnten. Einige Gäste sind im Nachgang auf uns zugekommen und haben gesagt, dass sie noch nie eine würdevollere Trauerrede gehört haben und dem schließen wir uns an. Wir sind Herrn Dr. Höhn sehr dankbar für diese letzte Reise, die er für uns mit meinem Papa geschaffen hat.“
Viele wissen nicht: Lachen hat eine erstaunliche heilende Kraft. Auch wenn Trauer und Schmerz real und tief sind, kann ein Moment des Lachens den Geist für einen Augenblick von der Schwere der Endgültigkeit befreien. Es hilft, emotionalen Druck abzubauen, Stress zu reduzieren und ein Gefühl der Erleichterung zu verschaffen. Lachen aktiviert nicht nur Glückshormone, sondern auch unser Nervensystem, was eine entspannende Wirkung hat.
In Zeiten der Trauer kann Humor eine Art Ventil sein, das uns erlaubt, mit der überwältigenden Emotionalität umzugehen. Humor ist kein Zeichen von Schwäche oder Ignoranz des Schmerzes, sondern ein Werkzeug des Körpers, um mit der Komplexität der Gefühle auf eine gesunde Weise umzugehen.
Ich bezeichne Humor gerne als kreatives Bewältigungsinstrument. Denn Humor ermöglicht es uns, Schmerz aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Besonders bei harten Schicksalsschlägen kann Humor helfen, das Gefühl der Ohnmacht und Verzweiflung zu lindern. Und ich weiß, wovon ich rede. Schauen wir mal zurück in die dunkelsten Kapitel der Geschichte, dann wir uns bewusst: Wenn die Verzweiflung am größten ist, wirkt der Humor wie ein Rettungsanker.
Humor erlaubt es uns, in schwierigen Zeiten Menschlichkeit zu bewahren und uns nicht vollständig von den negativen Emotionen überwältigen zu lassen. Er hilft uns, mit der Trauer und dem Schmerz umzugehen, ohne uns von ihnen vollständig beherrschen zu lassen. Er heilt nicht sofort, aber er ermöglicht es uns, Schritt für Schritt mit dem Verlust zu leben.
Lächeln bedeutet nicht immer Glück. Es gibt viele Gründe, warum jemand in einer Trauersituation ein Lächeln auf den Lippen hat – und nicht alle davon sind ein Zeichen von fehlendem Schmerz. Menschen, die in solchen Momenten lächeln, können oft ihre Emotionen nicht vollständig in Worte fassen, oder sie möchten den anderen in ihrem Umfeld nicht noch zusätzlich belasten. Das Lächeln kann ein Zeichen der inneren Stärke sein, ein Versuch, sich selbst und anderen Trost zu spenden, während man gleichzeitig die eigenen, tiefen Gefühle bewahrt.
Lächeln kann auch eine Form des Akzeptierens des Unvermeidlichen sein – der Schmerz ist da, aber das Leben geht weiter, und es gibt immer noch Dinge, die es wert sind, zu schätzen. Das Lächeln ist also keineswegs ein Zeichen für den Mangel an Trauer, sondern oft eine Facette davon.
Auch hier gilt: Jeder nach seiner Façon!
Gefühle sind immer individuell und authentisch. Es gibt keinen festen Maßstab, der bestimmt, wann man zu trauern oder zu lachen hat, und niemand hat das Recht, das emotionale Verhalten eines anderen zu bewerten. Jeder Mensch trägt seinen Schmerz anders. Die Art und Weise, wie jemand trauert, kann variieren. Es ist wichtig, diese Vielfalt zu akzeptieren, denn die richtige Trauer ist alleine die, die sich für den Betroffenen richtig anfühlt.
Niemand sollte sich also schämen, wenn er in einem Moment der Trauer lacht oder schmunzelt. Diese Reaktionen sind Teil eines gesunden Trauerprozesses. Sie helfen uns, die emotionalen Wellen zu durchbrechen und gleichzeitig den Schmerz zu ehren, der ebenfalls Platz braucht.
Am Ende einer Trauerfeier bleibt oft das Gefühl, dass der Abschied nicht endgültig war – dass der Verstorbene weiterhin in unseren Herzen lebt. Genau das soll eine gute Lebensrede erreichen. Deswegen verwende ich diese Begriff auch viel lieber als das Wort Trauerrede. Eine gute Lebensrede berührt die Herzen der Anwesenden und löst Emotionen aus, die sie vielleicht lange verborgen haben. Eine solche Rede ist nicht nur ein Rückblick auf das Leben des Verstorbenen, sondern auch ein Zugang zu den schönen, oft vergessenen Momenten.
Als Zertifizierter Freier Redner formuliere ich es noch klarer: Wenn ich es in meiner Rede nicht schaffe, dass die nächsten Angehörigen mindestens einmal schmunzeln, habe ich etwas falsch gemacht.
Warum? Weil ich in meinen Abschiedsreden nicht die Schwere des Verlustes in das Zentrum stelle, sondern alle Aspekte des Lebens. Dazu gehören Momente der Freude und des Glücks, Sternstunden des Erfolges und der Leichtigkeit. Weil ich weiß: Erinnerungen sind kostbar, und es sind oft die humorvollen und liebevollen Geschichten, die uns dabei helfen, den Verlust zu akzeptieren und uns an das Leben zu erinnern, das der Verstorbene geführt hat.
Eine gute Trauerrede kann dem Schmerz Raum geben und gleichzeitig eine Brücke zu den schönen Erinnerungen schlagen. Sie erinnert uns daran, dass Trauer nicht nur aus Tränen besteht, sondern auch aus Momenten des Lachens, der Dankbarkeit und der Liebe, die für immer in unseren Herzen bleiben.
Begleitet mich auf die größte Abenteuerreise – das Leben. Mit Humor und Tiefsinn. Ich erzähle – manchmal auch mit Gästen – von großen Festen wie Hochzeit, Taufe und natürlich auch Abschied. Die Trauerfeier, letzte Fest eines Menschen auf Erden. Bei all diesen Lebensereignissen spreche ich als freier Redner – als Wunschredner.
Und alle dieser Feierlichkeiten haben eines gemeinsam: Es geht um Leben, Lieben, Lachen.
Ja, auch bei der Trauerfeier darf geschmunzelt werden. Und auch Episoden aus dem Familienleben bleiben nicht verborgen. Von der Erdbestattung eines Regenwurms bis zur Verwandlung von Wasser in Eis.