Als Trauerredner bin ich nicht nur im Großraum Leipzig und Halle unterwegs, sondern immer mal wieder geht es auch weiter weg. Kurz gesagt: Ich komme überall dorthin, wo Familien mich als ihren Redner gerne wünschen. Kleine Dorfkirchen, große Friedhöfe, manchmal der eigene Garten. Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen finden sich im Fahrtenbuch immer wieder. Für eine Lebensrede auf dem Schiff und eine Seebestattung fahre ich dann auch schon mal an die Ostsee. Überhaupt: Mit Wasser kann man mich immer locken. Das ist mein Element und kommt auch immer wieder in meinen Trauerreden vor.
Vor einigen Tagen ging es für mich als Trauerredner fernab von Leipzig und Halle in den Landkreis Bautzen, um einen Menschen mit einer faszinierenden Lebensgeschichte zu ehren und zu würdigen. Bei der telefonischen Anfrage der Familie habe ich sofort gespürt: Es matcht. Und es ist kurzfristig. Also habe ich Termine umgelegt, den Kalender freigeschaufelt, denn ich wollte dieser sympathischen Familie unbedingt helfen. Um alle wichtigen Gesprächspartner an einem Tisch zu haben, habe ich meinen freien Sonntag geopfert. Auch das gehört manchmal dazu.
70 Gäste wurden erwartet, 120 sind gekommen. 80 Leute passen in die Trauerhalle, sagt der Bestatter. Ich habe alle eingeladen reinzukommen, eine Handvoll hat draußen gesessen. Wir haben die Türen weit aufgelassen und schnell noch eine Friedhofsbank davor platziert. Jeder soll sich willkommen fühlen, jeder soll die Chance haben alles mitzubekommen. In der Trauerhalle war es heimelig, eng, nah und schön. Jeder Stuhl besetzt, die restlichen Gäste standen ringsherum an den Wänden. Was für eine Atmosphäre! Mit meiner Technik habe ich einen erstklassigen Sound geschaffen für die ausgewählte Musik, auch jedes meiner Worte war sogar draußen noch verständlich.
Gemeinsam haben wir geweint und gelacht. Letzteres auf ausdrücklichen Wunsch des Verstorbenen. Wir haben Geschichten und Lieder gehört, seine Geschichten und Lieder. Wir haben ihn in unsere Mitte genommen und traurig, aber auch fröhlich Abschied genommen. Wir haben sein Leben gefeiert. So wie er war, so wie er ist, so wie er bleiben wird.
Jeder Kilometer auf meinem Tacho hat sich gelohnt, jede investierte Minute. Diese Trauerfeier und Beisetzung hat mich bestätigt darin: Kein Weg ist zu weit, um nicht gegangen zu werden.
Dazu zählen übrigens nicht nur die gefahrenen Kilometer, auch mental gehe ich gerne neue Wege. Schon mal was von einer Trauerfeier für Tiere gehört?
Begleitet mich auf die größte Abenteuerreise – das Leben. Mit Humor und Tiefsinn. Ich erzähle – manchmal auch mit Gästen – von großen Festen wie Hochzeit, Taufe und natürlich auch Abschied. Die Trauerfeier, letzte Fest eines Menschen auf Erden. Bei all diesen Lebensereignissen spreche ich als freier Redner – als Wunschredner.
Und alle dieser Feierlichkeiten haben eines gemeinsam: Es geht um Leben, Lieben, Lachen.
Ja, auch bei der Trauerfeier darf geschmunzelt werden. Und auch Episoden aus dem Familienleben bleiben nicht verborgen. Von der Erdbestattung eines Regenwurms bis zur Verwandlung von Wasser in Eis.