Die Botschaft hinter der Trauer: Genießt das Leben

Wusstet ihr übrigens, dass der Totensonntag auf König Friedrich Wilhelm III. von Preußen zurückgeht? Er bestimmte per Kabinettsordner 1816 für alle evangelischen Kirchen seines Landes, dass der Sonntag vor dem 1. Advent zum „allgemeinen Kirchenfest zur Erinnerung an die Verstorbenen“ dienen soll. Warum? Zum Gedenken an die vielen Gefallenen der Befreiungskriege von 1813 bis 1815, die Trauer um die 1810 verstorbene Königin Luise und auch das Fehlen eines Totengedenkens im evangelischen Kirchenjahr.
So weh der Verlust tut, genauso gut tut es, sich der Vergänglichkeit bewusst zu sein – und das Leben zu genießen. Auch wenn nicht immer Sonnenschein herrscht, wir auf manche Herausforderung verzichten könnten und gerade dieses Jahr uns vor viele Prüfungen, manche gar vor existenzielle Fragen, gestellt hat: Das Leben ist ein Geschenk. Machen wir was draus!
Warum heißt es eigentlich Trauerfeier? Wir feiern nicht die Trauer, sondern das Leben und schauen dankbar auf die gemeinsame Zeit. Wunschreden sind Lebensreden.
Als Trauerredner in Leipzig und Sachsen denke am Ewigkeitssonntag auch an die Verstorbenen samt ihren Familien und Freunden, die ich dieses Jahr begleiten durfte. Und in den Trauerfeiern auf Friedhöfen, im Friedwald, in der Trauerhalle oder auch Zuhause mit einer Wunschrede einen ganz besonderen Moment schaffen durfte. Mit einem ganz persönlichen Abschied bei der Bestattung, angereichert durch Musik (es gibt so tolle Titel und Live-Künstler), Fotos (gemacht vom Verstorbenen), Wort- und Musikbeiträgen der Angehörigen, Sekt (weil es einfach für die Verstorbene zu feierlichen Anlässen dazugehörte), Video-Übetragungen ins Ausland (wird noch viel zu wenig genutzt) und immer wieder maßgeschneiderten Lösungen für das letzte Fest auf Erden. Denn in einer Trauerfeier – was für ein Ausdruck überhaupt! – feiern wir nicht die Trauer, sondern das Leben. So sind auch meine Reden – eine Ode an die gemeinsame Zeit. Was viele immer noch nicht wissen: Die Angehörigen sind in der Wahl ihres Trauerredners frei – unabhängig vom Bestatter.
Noch schöner ist es für mich als Trauerredner in Leipzig Stadt und Land natürlich, wenn ich die Hauptperson zu Lebzeiten kennenlernen darf. Entweder durch mein Biografie-Projekt „Mein Leben“ oder bei Vorsorgen im Trauerfall. So kann ich mit allem, was ich bin in den Kosmos der Protagonisten eintauchen. Auch diese durfte ich 2020 mehrfach erleben. Das ist gelebte Geschichte, das sind gelebte Geschichten. Ein großes Geschenk für die Familie, für Freunde und die kommenden Generationen. Wider das Vergessen! Auch das ist eine Botschaft der Trauer.
Begleitet mich auf die größte Abenteuerreise – das Leben. Mit Humor und Tiefsinn. Ich erzähle – manchmal auch mit Gästen – von großen Festen wie Hochzeit, Taufe und natürlich auch Abschied. Die Trauerfeier, letzte Fest eines Menschen auf Erden. Bei all diesen Lebensereignissen spreche ich als freier Redner – als Wunschredner.
Und alle dieser Feierlichkeiten haben eines gemeinsam: Es geht um Leben, Lieben, Lachen.
Ja, auch bei der Trauerfeier darf geschmunzelt werden. Und auch Episoden aus dem Familienleben bleiben nicht verborgen. Von der Erdbestattung eines Regenwurms bis zur Verwandlung von Wasser in Eis.