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29. April 2024

Was bedeutet das Leben? Meine Geschichte.

Kein Text ist mir je so schwer gefallen wie dieser: Denn der Protagonist bin ich. Und er handelt davon, was ich die zurückliegenden acht Wochen erlebt habe. Ein Stück, das die Seele schreibt.
Was bedeutet das Leben? Meine Geschichte.

Als Freier Redner spreche ich jede Woche über das Leben. Über himmlische Glücksgefühle genauso wie über schwere Verluste. Ich kümmere mich seit Jahren Tag für Tag um Emotionen von Menschen. Dieses Mal geht es um meine Gefühle und Erlebtes. Und warum ich manche Dinge zwischen Hochzeit und Trauerfeier nun anders bewerte.

Aus einer Lappalie wird eine lebensbedrohliche Krankheit

Krankenhaus, Sankt Georg, Leipzig, Redner, Trauredner, Trauerredner, Trauerfeier, Was sind schon 50 Tage bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von gut 78 Jahren? Ein Wimpernschlag, wenn diese Tage voller Fröhlichkeit, Glück und Ausgelassenheit sind. Doch was ist, wenn sie von Schmerzen, Angst und Ungewissheit geprägt sind? Dann wird schnell jeder Tag trist und traurig. Als Trauerredner höre ich oft von Krankenhausaufenthalten, Kurzzeitpflege, Pflegeheim und dem damit verbundenen Hoffen und Bangen. Bisher war das für mich abstrakt. Ich habe beim Zuhören der Angehörigen die Schwere der Worte gespürt, aber mir nicht ausmalen können, was sie wirklich fühlen – geschweige denn der Mensch, der dies alles am eigenen Leib erlebt. Seit dem 28. Februar ist dies anders.

An diesem Tag beginnt für mich eine neue Zeitrechnung – 50 Tage Krankenhaus. Aus dem Nichts wird aus einer Lappalie eine lebensbedrohliche Krankheit mit geringer Überlebenswahrscheinlichkeit. Es ist todernst. Ich bekomme davon nichts mit, liege im Koma. Die Ärzte im Leipziger Klinikum St. Georg versuchen mein Leben zu retten, meine Familie versucht alles drumherum zu managen. Dazu gehören auch die anstehenden Trauerfeiern und Hochzeiten. Ich habe in all den Jahren keinen einzigen der hunderte Termine ausfallen lassen. Verlässlichkeit und Vertrauen sind mir wichtig, das weiß auch meine Familie. Und so werden Bestatter, Hinterbliebene und Brautpaare angerufen, fertige Reden verschickt. Andere Freie Redner springen kurzfristig ein, die Termine der kommenden Wochen werden von meiner Agentur vermittelt. Alle helfen, tausend Dank dafür. Und jeder hat Verständnis für diese und meine Situation.

Vertrauen und Verlässlichkeit – Alle Termine werden eingehalten

Als ich wieder aufwache, ist zunächst alles weit weg für mich. Aber schnell habe ich meinen Kalender vor Augen. Ich bin unheimlich dankbar und demütig. Ärzte und Pflegefachkräfte wirbeln um mich herum, bringen mir die Situation mal behutsam, mal mit klaren Worten nahe. Es braucht ein paar Tage, bis ich das realisiere. Bis ich es verarbeite, wird es wohl dauern. Denn auch wenn ich wieder wach bin, abgeschlossen ist die Therapie noch lange nicht. Eine weitere große Operation steht an. Ich habe eine scheiß Angst, anders kann ich es nicht formulieren.

Sehnsucht nach Normalität und kleine Lichtblicke

Freier Redner, Krankenhaus, Krankheit, Trauerredner, Emotionen, Leipzig, Grabredner, Trauerfeier, HoffnungEs wächst die Sehnsucht nach Normalität – und doch ist sie so weit entfernt wie der Mond. Beim Aufsetzen an der Bettkante, verabschiedet sich der Kreislauf. Die Geräte um mich herum werden weniger, aber auch der Optimismus. Wo ist meine Kraft geblieben? Kleine Lichtblicke zwischendurch. Als meine Frau mir mein Handy wiedergibt, sind darauf Dutzende von Nachrichten. Es spricht sich herum, dass ich im Krankenhaus bin. Also mache ich es in den sozialen Medien öffentlich – und bekomme hunderte von Nachrichten auf allen Kanälen. Allein mir fehlt die Kraft sie zu beantworten.

All der positive Zuspruch, die Durchhalte- und “Wird schon wieder”-Parolen verpuffen, wenn ich auf die lachsfarben gestrichene Wand mit der großen Uhr schaue. Ich bewundere die Zeiger, wie filigran sie sich bewegen. Wie gerne wäre ich so ein Minutenzeiger. Ich liege nur rum. Nachts werde ich fast jede Dreiviertelstunde wach. Ich bekomme Honig von Zuhause. Himmlisch. Mein Zuhause, dort wo Blumensträuße ankommen, Genesungskarten und Bücher. Futter für den Geist, gute Ablenkung.

Geduld ist und bleibt ein Fremdwort

Immer wieder höre ich das Mantra von der “schweren Erkrankung” und das Killer-Wort “Geduld”. Ein Wort, das es in meinem Wortschatz bislang kaum gab, aber der Körper zeigt mir klare Grenzen auf. Man hat mir eine Psychologin an die Seite gestellt, wenn ich möchte. Ich sehe es als etwas Abwechslung und erzähle ihr mein Leben. Sie hört zu. Immer wieder. Wir reden auch über Ziele. Ich definiere kleine und große Wegmarken: Alleine ins Bad gehen, zurück an den Schreibtisch, ein Glas Silvaner, endlich wieder arbeiten. Und zwar ab Juli 2024. Der Kampf zurück ins Leben beginnt.

Zurück auf der Bühne des Lebens

Ich arbeite hart an mir und mit mir. Es sind kleine Fortschritte, die ich kaum bemerke, alle anderen um mich herum aber feiern. Ich möchte mehr, dass es schneller geht. Aber Kontinuität ist jetzt wichtiger als ein Sprint, bei dem einem die Puste ausgeht. Mir wird klar: Das wird ein Marathon. Die Medikamente sorgen für einige Flashbacks und wilde Träume, im Koma gab es gewaltige Projektionen, die die Realität teilweise überschrieben haben. Jetzt wird mir klar: Ich habe in den zurückliegenden Jahrzehnten vieles geschafft – beruflich wie familiär, aber dieser Kampf ist wohl der herausforderndste seiner Art.

Trotzdem habe ich ein Urvertrauen, einen Glauben, der mich stützt. In der alles entscheidenden Phase im Notfallzentrum und auf der Intensivstation, als mein Leben an einem seidenen Faden hing und die Prognosen gar nicht hätten schlechter sein können, bin ich zurückgekehrt auf die Bühne des Lebens. Da hat einer – ich nenne ihn Gott – entschieden: Tobias, deine Mission auf Erden ist noch nicht zu Ende.

Meine Mission: Die Botschaft des Lebens

Ich nehme diese Challenge an! Als Papa, als Ehemann, als Rudelführer, auch als Freier Redner. Der Wert des Lebens hat für mich seit dem 28. Februar eine ganz neue Dimension, eine tiefe Bedeutung. Ein Wert, der sowohl als Trauerredner als auch als Trauredner gar nicht hoch genug zu schätzen ist. In dunklen, traurigen Momenten des Abschieds genauso wie bei fröhlichen Festen – vom Kinderwillkommensfest über die Jugendweihe bis zur Goldenen Hochzeit. Was bedeutet das Leben, wie können schwere Zeiten gemeistert werden, was macht uns Mut? Bewegende Fragen, auf die es mehr als eine Antwort gibt. Und eine Botschaft, die es mutmachend hinauszutragen gilt. Meine Mission!

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Podcast

Wunschredner – Leben. Lieben. Lachen.

Begleitet mich auf die größte Abenteuerreise – das Leben. Mit Humor und Tiefsinn. Ich erzähle – manchmal auch mit Gästen – von großen Festen wie Hochzeit, Taufe und natürlich auch Abschied. Die Trauerfeier, letzte Fest eines Menschen auf Erden. Bei all diesen Lebensereignissen spreche ich als freier Redner – als Wunschredner.

Und alle dieser Feierlichkeiten haben eines gemeinsam: Es geht um Leben, Lieben, Lachen.

Ja, auch bei der Trauerfeier darf geschmunzelt werden. Und auch Episoden aus dem Familienleben bleiben nicht verborgen. Von der Erdbestattung eines Regenwurms bis zur Verwandlung von Wasser in Eis.

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