Als Trauerreder habe ich eine Mission: Einen lieben Menschen in 10 oder 20 Minuten charakterisieren, so dass er greifbar wird. Sein Handeln, seine Lebenseinstellung, sein Agieren in unterschiedlichen Situationen und Rollen plastisch machen – und das, ohne ihn selbst kennengelernt zu haben. Kann das gelingen? Ja, denn euch ist dieser Mensch so wichtig, dass ihr – auch wenn er jetzt so sehr fehlt – euch gerne erinnert. Und obwohl wir uns anfangs nicht kennen, kommen wir schnell ins Gespräch. Denn ich bin neugierig, höre zu, frage nach. Niemals indiskret oder verletztend, aber immer hell wach. Ich versuche euch nicht mit Allgemeinplätzen zu trösten, sondern höre einfach zu. Wir schweigen gemeinsam, manchmal weinen wir, und allzu oft lachen wir. Denn es gibt immer Episoden des Lebens, die gerade deshalb unvergesslich sind, weil sie so urkomisch sind. Und andere, die einfach traurig sind und keines Kommentars bedürfen. Eine gelungene Trauerrede besteht aus mehr als Zahlen, Daten, Fakten – es zählt der Mensch dahinter.
Gestern Abend war ich bei einem Trauergespräch in Leipzig, an dessen Ende mir einer der Söhne ausdrücklich dankte für dieses Gespräch. Warum? Weil ihm dadurch Dinge bewusst geworden sind, die für ihn eigentlich selbstverständlich erschienen. Nicht der Rede wert. Doch in unserem Gespräch, hat er plötzlich über seine Mutter nachgedacht, es sind ihm Dinge bewusst geworden, die bislang im Verborgenen waren. Das habe ihn getröstet – ganz ohne wohlfeile Beleidsbekundungen, sondern einfach darüber zu reden. Für ihn ein großer Trost, auch im Hinblick auf die Trauerfeier. Jede Angst sei nun dahin, dafür jede Menge Freude da, die Mutter noch einmal zu ehren, zu erleben – wie sie war, wie sie ist, wie sie bleiben wird.
Und genau darum geht es in der Trauerfeier. Das kann kein Familienangehöriger leisten, der emotional tief gebunden ist. Den Menschen in die Mitte zu rücken, von dem wir uns verabschieden. Der es verdient hat, dass nicht nur zwei, drei schöne Musiktitel gespielt werden, sondern ein Redner ihn mit Worten würdigt, die seiner würdig sind. Ganz nah, und doch nicht pathetisch. Eine Rede mitten aus dem Leben, eben eine Wusnchrede. Ja, das kann man lernen. Ich habe eine Ausbildung mit IHK-Zertifikat, bin zertifizierter freier Redner (davon gibt es bislang wenige), aber genauso sehr gehört auch dazu: Menschenkenntnis, Lebenserfahrung, Empathie und Offenheit.
Dazu passt ganz gut eine Rückmeldung, die mich dieser Tage aus Leipzig erreicht hat:
Lieber Herr Höhn, ich möchte mich noch einmal ausdrücklich bei Ihnen für diese wunderbare Rede bedanken.Ich war schon bei sehr vielen Trauerfeiern, aber ich habe es noch nie erlebt, dass hinterher die Trauergäste mit solch einer regelrechten Begeisterung von der Rede gesprochen haben. Es sind tatsächlich mehrere Leutchen zu mir gekommen und haben gesagt, die Rede sei ganz toll gewesen und Mutti sei wirklich so, wie von Ihnen geschildert, gewesen.Ich selbst habe auch noch nie eine solche Trauerrede erlebt und bin froh, das es mir vergönnt war, Sie zu finden.:-)
Begleitet mich auf die größte Abenteuerreise – das Leben. Mit Humor und Tiefsinn. Ich erzähle – manchmal auch mit Gästen – von großen Festen wie Hochzeit, Taufe und natürlich auch Abschied. Die Trauerfeier, letzte Fest eines Menschen auf Erden. Bei all diesen Lebensereignissen spreche ich als freier Redner – als Wunschredner.
Und alle dieser Feierlichkeiten haben eines gemeinsam: Es geht um Leben, Lieben, Lachen.
Ja, auch bei der Trauerfeier darf geschmunzelt werden. Und auch Episoden aus dem Familienleben bleiben nicht verborgen. Von der Erdbestattung eines Regenwurms bis zur Verwandlung von Wasser in Eis.