2021 war ein Hochzeitsjahr zwischen Hoffen und Bangen, zwischen Vorfreude auf den großen Tag und Verzweifeln an immer neuen Verordnungen, zwischen Verschieben und Durchziehen. Einfach war es nicht, aber mit den richtigen Gästen und Dienstleistern kann ich sagen: Ich durfte fantastische Hochzeiten erleben, habe wunderbare Brautpaare, deren Eltern, Trauzeugen und Gäste kennengelernt. Und gemeinsam in enger Absprache haben wir freie Trauungen gefeiert. Wir haben uns an alle Auflagen gehalten, aber dennoch hat diesen Tag das allgegenwärtige Thema nicht überlagert, es war für Stunden einfach mal tabu. Und das stimmt hoffnungsfroh für alle, die das Projekt “Heiraten 2022” auf der Agenda haben.
“Was war die schönste Trauung, die du dieses Jahr gemacht hast“, wurde ich dieser Tage gefragt. Das Gute daran: Ich erinnere mich an jede einzelne voller Freude – und stehe mit einigen Brautpaaren nach wie vor in Kontakt (so wie auch mit manchen aus den Vorjahren). Das Schlechte daran: Es gibt nicht die Top-Trauung. Ganz einfach, weil jede so unterschiedlich ist. Eine freie Trauung im Schloss oder doch lieber unter einem knorrigen alten Baum inmitten eines grünen Idylls? Eine ganz kleine Runde, wo der Trauredner jeden einzelnen mit Namen, Marotten und Anekdoten kennt, oder 100 Gäste und mehr, die für eine lebhafte, ausgelassene Atmosphäre sorgen? Eine dramaturgisch perfekt geplante und 1:1 umgesetzte Hochzeit wie am Schnürchen oder Heiraten mit Kindern und vielen Familien, wo jeder genau weiß: Der Plan ist gut, aber die Realität findet hier und jetzt statt.
Nein, ich bin nicht diplomatisch, sondern ehrlich: Jede Trauung hatte ihr Höhepunkte, ihren Witz, ihre rührenden Momente, tolle individuelle Rituale und immer eine Rede, die von Herzen kam und diese – so zumindest das Feedback – auch berührte, genauso wie auch die Lachmuskeln und Fun Facts zum Schmunzeln und Nachdenken bereithielt. Für mich ist es wichtig, dass Hochzeitspaar und Gäste sich wohl unterhalten fühlen, aber auch eine Botschaft mit auf ihre Entdeckungsreise der Ehe nehmen. Auch das wurde goutiert. Nicht immer gleich im Anschluss, aber mitunter Tage später am Telefon oder Monate später per Kurznachricht. Nur ein Zitat:
„Vor drei Monaten hast du uns Worte mit auf den Weg gegeben. Meine Eltern haben mich noch am Abend darauf angesprochen, wie schön diese sind. Irgendwie ist das vor lauter Aufregung untergegangen. Aber mir sind sie dann doch nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Seit dieser Woche weiß ich, was du gemeint hast.“
Meine Hochzeitssaison startete 2021 mit einer Online-Trauung in Leipzig. Das Wohnzimmer von Annett und Dirk wurde schön ausgeleuchtet, mehrere Kameras installiert, der Sound gecheckt und alle Gäste auf den großen Flatscreen dazugeschaltet. Ja, es war anders geplant, aber nur so war es an diesem Tag umsetzbar – und alle haben mitgefeiert. Inklusive Trauritual und gemeinsamen Anstoßen. Was keiner gedacht hätte: Die Stimmung war richtig ausgelassen. Alle haben sich chic gemacht und von zuhause aus zugeprostet, Glückwünsche übermittelt und die Technik lief reibungslos.
In der selbstgebauten Hollywoodschaukel haben Sanne und Matthias ihre freie Trauung genossen.Nicht minder fröhlich war es bei Sanne und Matthias in Sachsen-Anhalt. Schon im Vorfeld hatte wir unheimlich viel Spaß miteinander, und das bewahrheitete sich auch bei der Trauung unter freiem Himmel. Hingucker war die selbstgebastelte Hollywoodschaukel, auf der Braut und Bräutigam Platz nahmen und die fortan im Garten der beiden steht. Die Gäste? Unheimlich gut drauf! Der Bräutigam nervös – die Braut ließ ihn etwas warten und ließ ihm in der Zwischenzeit seinen Lieblingscocktail bringen. Die Rede hat gezündet oder wie der Bräutigam schrieb: “Und hast du eine ganz individuelle und liebevolle Trauung bereitet. Dein Wortbilder haben uns gefallen und gerührt. Ganz toll noch einmal ein großes Dankeschön.”
“Es war wunderschön. Danke für deine lieben Worte.“ – Das schrieb mir Ivi zwei Tage nach ihrer Trauung. Ein Tag, der besonders war, nicht nur wegen der Sternenkonstellation. Wieder zwei ganz besondere Lebensgeschichten, die sich zu einer Liebesgeschichte vereinten und in einem gemeinsamen Lebensweg mündeten. Eine Location wie aus dem Märchen inmitten der Natur, angehaucht voller Spiritualität (ich habe viel gelernt und einen Schamanenkreis aus Rosenblättern legen dürfen), aber mein Element ist und bleibt das Wort. Und diese haben gezündet.
Ach, es gibt noch so viel mehr Eindrücke: Von einem Pony, das die Ringe bringt. Von einer Zweijährigen, die mit ihrem Charme dem Trauredner die Schau stielt. Von Leipziger Industriekultur und Lost Places mit feinem Zwirn, 100 weißen Stühlen und Live-Musik auf der Ukulele. Von abgestürzten Ringen im Trauritual, Lachanfällen der Braut und vielen Dingen, die nicht im Internet erzählt werden dürfen, aber eine freie Trauung eben zu dem machen, was sie ist: Einzigartig. Persönlich. Aufregend. Und niemals langweilig. Genau deswegen liebe ich diese Berufung als Trauredner. Also, traut euch, und dann feiern wir eure Hochzeit. Heiraten 2022 – es wird ein gutes Jahr!
Begleitet mich auf die größte Abenteuerreise – das Leben. Mit Humor und Tiefsinn. Ich erzähle – manchmal auch mit Gästen – von großen Festen wie Hochzeit, Taufe und natürlich auch Abschied. Die Trauerfeier, letzte Fest eines Menschen auf Erden. Bei all diesen Lebensereignissen spreche ich als freier Redner – als Wunschredner.
Und alle dieser Feierlichkeiten haben eines gemeinsam: Es geht um Leben, Lieben, Lachen.
Ja, auch bei der Trauerfeier darf geschmunzelt werden. Und auch Episoden aus dem Familienleben bleiben nicht verborgen. Von der Erdbestattung eines Regenwurms bis zur Verwandlung von Wasser in Eis.