Es gibt keinen traurigeren Anlass als den Tod; da gibt es nichts schön zu reden. Doch in bin überzeugt davon, das die richtigen Worte trösten können. Die Trauerfeier ist eine wichtige Etappe im Prozess des Abschiednehmens. Wenn Familie und Freunde sich versammeln und des Toten gedenken. Der Tag ist traurig, umso mehr bin ich überzeugt davon: Es ist nicht der Platz, um aus Worten dunkle Bilder zu malen oder düstere Gedichte vorzutragen. Denn es geht in diesem Moment nur um einen einzigen Menschen – ob jung oder alt, ob Kind oder Greis, ob Schwester oder Bruder, ob Vater oder Mutter. Er oder sie steht im Mittelpunkt. Und daher drehen sich all meine Trauerreden immer um den Verstorbenen. Immer zu 100 Prozent individuell. Denn jeder Mensch hat eine unverwechselbare Geschichte.
Ich blicke auf den Lebensweg zurück, ohne mich in Zahlen und Daten zu verlieren. Ich erzähle von schönen, gemeinsamen Stunden, von Meilensteinen, von prägenden Ereignissen, von Träumen und Wünschen. Von jenen, die Wirklichkeit geworden sind – vielleicht auch dank der Familie – und jenen, die unerfüllt blieben. Dabei finden sich Hinterbliebene wieder, sie werden erinnert an gemeinsam Erlebtes und farbenfrohe Erinnerungen werden wach. Deswegen passt auch das Humboldt-Zitat, weil es eben nicht nur um die schweren letzten Stunden, Tage und vielleicht Monate geht, sondern um den gesamten Lebensweg. Und auch nach dem Tod reißt diese Verbindung nicht ab. Der Verstorbene lebt weiter – im Herzen seiner Mitmenschen.
Eine Trauerfeier ist einer der emotionalsten Momente im Leben, das kann ich aus meiner Erfahrung als Trauerredner in Leipzig und anderen Orten sagen. Daher sollte sie vor allem eines sein: einzigartig. Dazu gehört neben einer individuellen und immer auf den einzelnen zugeschnittenen Rede auch die Musik. In Vorbereitung der Trauerfeier – immer in enger Abstimmung mit dem Bestatter – ist das Vorgespräch mit den Hinterbliebenen das A und O. Ob Zuhause oder an einem neutralen Ort, wir kommen ins Gespräch und erzählen. So füllt sich Seite um Seite meines Notizblockes, die Basis für meine Trauerrede. Und dabei geht es natürlich auch um Musik, die in der Trauerfeier ein wesentlicher Bestandteil ist. Ob Schlager, Pop oder Klassik – es muss genauso wie die Trauerrede zum Verstorbenen passen. Roger Whittakers “Abschied ist ein scharfes Schwert” kann ebenso passen wie “Time to say goodbye” oder “Ave Maria“, um nur drei beliebte Titel zu nennen. Aber es gibt so viel mehr. Die eine Trauermusik gibt es nicht, oder, um es anders zu formulieren: Erlaubt ist, was gefällt. Ich versuche immer, dass meine Trauerrede und die gespielte Musik ineinandergreifen. Wir feiern das letzte Fest. Also: Welche Musik hätte dem Verstorbenen gefallen?
Wenn ich über eine 90-Jährige spreche, die im Herzen jung geblieben ist, kann auch “Teenage Queenie” von Pussycat passen – eines ihrer Lieblingslieder aus der Jugend. Und bei einer Kindergärtnerin mit Leib und Seele darf auch ein Kinderchor vom Band ein deutsches Volkslied singen. Und ja, auch Udo Lindenbergs “Hinterm Horizont” ist mitunter eine gute Wahl, denn darin heißt es:
“Hinterm Horizont geht’s weiter
Ein neuer Tag
Hinterm Horizont immer weiter
Zusammen sind wir stark
Das mit uns ging so tief rein
Das kann nie zu ende sein
Sowas Großes geht nich’ einfach so vorbei”
Als freier Redner (mit einer Ausbildung der IHK) liegen mir Trauerfeiern besonders am Herzen. Ich komme ursprünglich aus dem Journalismus. Dort haben mich am meisten Porträts von Menschen fasziniert. Dies kommt mir bei Trauerfeiern zugute, denn hier erzähle ich in freier Rede in Porträt. Mit meiner Familie wohne ich in Taucha (Kreis Nordsachsen) und übernehme Trauerfeiern in Leipzig und Umgebung, auf Wunsch (und immer mal wieder) auch gerne weiter weg – ob in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen oder in anderen Bundesländern. Andachten auf Friedhöfen, in Aussegnungshallen oder in Friedhofskapellen sind mir genauso vertraut wie Waldbestattungen wie im Friedwald. Aber auch für unkonventionelle Trauerfeiern am Lieblingsplatz des Verstorbenen mit ganz individuellen Trauerritualen bin ich zu haben.
Begleitet mich auf die größte Abenteuerreise – das Leben. Mit Humor und Tiefsinn. Ich erzähle – manchmal auch mit Gästen – von großen Festen wie Hochzeit, Taufe und natürlich auch Abschied. Die Trauerfeier, letzte Fest eines Menschen auf Erden. Bei all diesen Lebensereignissen spreche ich als freier Redner – als Wunschredner.
Und alle dieser Feierlichkeiten haben eines gemeinsam: Es geht um Leben, Lieben, Lachen.
Ja, auch bei der Trauerfeier darf geschmunzelt werden. Und auch Episoden aus dem Familienleben bleiben nicht verborgen. Von der Erdbestattung eines Regenwurms bis zur Verwandlung von Wasser in Eis.