Manchmal klopft die Liebe lautstark an die Türe, ganz selbstbewusst.
Manchmal kriecht die Liebe unbemerkt über die Türschwelle oder durch das Schlüsselloch, heimlich.
Manchmal versteckt sich Liebe hinter der Türe, schüchtern.
Und immer ist sie ein wohliger Gast, der so vieles bringt. Aufregung, Kribbeln, Antworten auf nie gestellte Fragen, Toleranz, Demut und Dankbarkeit. Türen sind weit mehr als Instrumente zum Verschließen von Öffnungen, sie erlauben uns Freiheit. Und auch das braucht Liebe. Denn wenn die Türe zu ist, fliegt die Liebe vielleicht zum Fenster raus. Sie bahnt sich ihren Weg, ob wir wollen oder nicht.
Ich ertappe mich bei der Recherche für meine Traureden immer wieder dabei: Ich häufe Wissen an, mit denen ich nie Berührungspunkte hatte. Vielleicht unnützes Wissen, aber wer weiß: Sprachgeschichtliche Wurzeln, die Theorien von schwarzen Löcher, Altruismus und Moral, die Vita von Hans Albers – und das ist nur ein Ausschnitt aus der vorigen Woche. Wozu das alles? Weil ich eintauche in fremde Galaxien, das Leben meiner Mitmenschen. Die ich zu Trauungen oder Trauerfeiern oder Kinderwillkommensfesten begleite. Aber eigentlich geht es immer um eins, das mal mehr, mal weniger unterbewusst mitschwingt: die Liebe. Wir sind soziale Wesen, wir können nicht alleine. Das ist ein Trost, gerade nach anderthalb Jahren Corona. Aber das macht es mitunter nicht leichter. Denn Liebe bedeutet auch Irrungen und Wirrungen, Gefühlstornado und Wellenbrecher der Leidenschaft und und und. Und ich habe gelernt: Man ist nie zu alt, nie zu arriviert, nie zu beschäftigt, nie zu weit weg. Liebe bahnt sich ihren Weg, ob wir wollen oder nicht. Gefühle kennen keine Grenzen.
Liebe ist wie ein Rummelplatz, lasst mich als Trauredner euer Entertainer sein. Und da bin ich wieder bei Hans Albers‘, kaum einer mag es kennen: “Komm auf die Schaukel, Luise“. Doch darin heißt es:
“Auf der Schaukel schweben das ist wie im Leben,
Macht Spaß und macht bange und dauert nicht lange.
Mal rauf und mal runter,
Bisschen Schwindel mitunter,
Da ist es das Beste, ‘s hält einer dich feste!
Komm auf die Schaukel, Luise?”
Und wie auf dem Rummel gibt es Adrenalinkicks und Zuckerschocks, Verführungen und Geisterbahn, Lebkuchenherzen und saure Drops. Ja, das ist Liebe. Und es wäre verdammt schade, wenn wir uns das entgehen lassen. Denn für die Liebe zu kämpfen lohnt, egal welches Alter, welches Geschlecht, welche Religion oder welche Sprache. Liebe ist allumfassend.
1982 erschien auf der B-Seite von Udo Jürgens’ Singelauskopplung “Das wünsch’ ich dir” ein Lied, das Geschichte schreiben soll: “Ich war noch niemals in New York”. Die vertonte Geschichte eines Familienvaters, der nach dem Abendessen noch schnell Zigaretten holen geht und dabei spontan überlegt, aus seinem kleinbürgerlichen Leben zu entfliehen und nach New York City, Hawaii oder San Francisco zu reisen. Loszulassen, neu zu starten. Doch noch in seinen Träumen holt ihn das Leben wieder ein. Früher “Dalli Dalli“, später “Wetten dass…?” und dann “Bauer sucht Frau“. Die TV-Sendungen haben sich geändert, die Kernfrage bleibt. Ach, ja: Ich war übrigens schon öfters in New York, aber der Heimathafen bleibt Taucha bei Leipzig!
Begleitet mich auf die größte Abenteuerreise – das Leben. Mit Humor und Tiefsinn. Ich erzähle – manchmal auch mit Gästen – von großen Festen wie Hochzeit, Taufe und natürlich auch Abschied. Die Trauerfeier, letzte Fest eines Menschen auf Erden. Bei all diesen Lebensereignissen spreche ich als freier Redner – als Wunschredner.
Und alle dieser Feierlichkeiten haben eines gemeinsam: Es geht um Leben, Lieben, Lachen.
Ja, auch bei der Trauerfeier darf geschmunzelt werden. Und auch Episoden aus dem Familienleben bleiben nicht verborgen. Von der Erdbestattung eines Regenwurms bis zur Verwandlung von Wasser in Eis.