“Ich träume von der Hochzeit seit meinem 10. Lebensjahr – es muss perfekt werden!” Das war einer der ersten Sätze von Franziska in unserem Traugespräch. Und der natürlich sofort zu einer Replik einlädt. Beispielsweise mit einer Komplimente heischenden Frage: “Und warum kommst du dann zu mir?” Oder mit einem jovialen “Perfekte Traung? Das bekommen wir schon hin.” Ich habe mich für eine dritte Variante entschieden: “Finde ich klasse. Was ist denn für dich perfekt?” Das war kein rhetorischer Fallrückzieher, sondern ich bin überzeugt davon: Als Redner muss man zunächst eines – zuhören, dann nachfragen. Ich liebe die Gespräche mit meinen Brautpaaren, das Eintauchen in Biografien und Geschichten und die Interaktion. Jedes Mal sind meine Brautpaare genauso wie ich als Traurender verblüfft, wie die Stunden vergehen. Und bei allen wächst innerhalb dieser Zeit die Vorfreude auf den großen Tag.
Die Location ist mir wohlvertraut, auch wenn ich dort bisher noch nie getraut habe. Es ist eine Gänsefarm mit Event-Location, einem bunten Markt, ein bisschen wie Karls Erlebnishof in Sachsen en miniature. Eine gute Wahl für eine Hochzeit in Sachsen. Die Trauung mit Blick über die grünen Wiesen soll draußen stattfinden, angesichts des Wetters steht dort zum Glück ein Zelt (wo einen Tag zuvor noch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer irgendetwas würdigte, aber was ist das schon gegen die heutige Trauung) inklusive samtfarbenem Teppich. Als ich ankomme, hinterlasse ich gleich einen bleibenden Eindruck – zumindest auf dem frisch gesaugten Teppich mit meinem Lautsprecher-Koffer, dessen Rollen schöne Linien ziehen. Es sind winzige Linien, aber sichtbar. Und wieder höre ich die Braut in meinen Ohren: “Es muss perfekt werden.” Ich hole mir Besen und bürste die Teppichhärchen in Reih und Glied. Der Soundcheck ist schnell erledigt, die Stichpunkte meiner Rede sitzen, ich begrüße den Bräutigam, die Gäste, die Fotografen.
Mein Rundgang durch den Saal, in dem später gefeiert wird, offenbart die Perfektion der Braut. Alles durchdacht bis ins kleinste Detail, das “Reise”-Motto konsequent und mit Stil umgesetzt. Nicht übertrieben, aber mit Esprit und Charme. Die Candy- & Saltybar ist bereits “open”, nachdem die Gäste den Check-In hinter sich haben. Kurzes Kompliment auch an die Gastronomie vor Ort, und auch hier wird deutlich: Sie achten auf Perfektion und leben ihre Job. Leidenschaft bei allen Dienstleistern. Das muss gut werden.
Im Warmup vor dem Einzug der Braut lerne ich als Wunschredner Familien und Gäste kennen, und spüre diese unbändige Freude bei allen, auf das, was da kommt. Einfach herzlich. Ich düse fix zur Braut, Lebensfreude pur, ja, ein bisschen Aufregung. Aber in der richtigen Dosis. Mein Startzeichen. Boarding completed. Die Gäste erheben sich von ihren Sitzplätzen, Musik ab, alle schauen in Richtung Eingang. Und. Dann. Kommt. Sie.
Es fällt mir immer schwer, über den Zauber einer freien Trauung zu schreiben. Warum? Weil es ähnlich schwer ist nachzuerzählen, wie ein Feuerwerk. Da kann man von Farben und Formen erzählen, die sich am Himmel abspielen, aber trotzdem ist es nicht das, was man in dem Moment empfindet. Man kann von strahlenden oder feuchten Augen berichten, aber es ist mehr. Sprachwitz, spontane Interaktion mit den Gästen, eine Vertrautheit zwischen Braut und Bräutigam, die sich aufgehoben fühlen und sich wiederkennen in den Worten des Trauredners, ohne ihre ganz persönliche Geschichte so wiederzuhören, wie sie sie vielleicht schon oft erzählt haben. Die genau in diesem Moment Neues über sich erfahren – weil sich jemand, also ich, mit ihnen intensiv auseinandergesetzt hat, mit ihrer Liebe zueinander, der neue Worte findet. Ja, es ist einfach eine Wunschrede.
Vielleicht passt an dieser Stelle das Feedback, welches ich als Trauredner einige Tage später von der Braut erhielt:
Ein großes Dankeschön und Lob für die unglaublich schöne Rede zu unserer Hochzeit. Es war mehr als eine Rede, es hat uns und unseren Gästen einen authentischen und wunderbar ehrlichen Einblick in unsere bisherige Geschichte gegeben. Wir haben gelacht, wir haben vor Freude geweint, so wie wir es uns gewünscht haben. Die Einbindung unserer Gäste in die Zeremonie war sehr schön, es war kurzweilig und es war wirklich jeder restlos begeistert. Auch der Kontakt vorab war sehr angenehm, schnell, profesionell und zuverlässig. Wir haben uns zu jeder Zeit gut aufgehoben gefühlt und das alles hat sich am Tag unserer Hochzeit noch einmal bewiesen. Man hat gemerkt wie viel Zeit und Mühe sich Tobias gemacht hat, daher finde ich das Preis-Leistungsverhältnis auch gut und gerechtfertigt.
Franziska hat recht. Auch wenn ich mich als Wunschredner, Trauredner, Trauerredner verkaufe, es ist mehr als eine Rede. Denn ich begleite meine Paare, Familien und Angehörige und gestalte einen Lebensmoment. Einen Moment, der in Erinnerung bleibt. Vielleicht sogar eine perfekte Trauung. Und deswegen wird auch nicht nach den Minuten des Sichtbaren (der Zeremonie) abgerechnet. Dafür bekommt ihr Begeisterung, echte Gefühle. Professionell und trotzdem auf einer Vertrauensbasis, zuverlässig und souverän, ohne lange Kommunikationswege und trotzdem nicht oberflächlich. Das ist mein Versprechen als Trauredner für eure perfekte Trauung.
Begleitet mich auf die größte Abenteuerreise – das Leben. Mit Humor und Tiefsinn. Ich erzähle – manchmal auch mit Gästen – von großen Festen wie Hochzeit, Taufe und natürlich auch Abschied. Die Trauerfeier, letzte Fest eines Menschen auf Erden. Bei all diesen Lebensereignissen spreche ich als freier Redner – als Wunschredner.
Und alle dieser Feierlichkeiten haben eines gemeinsam: Es geht um Leben, Lieben, Lachen.
Ja, auch bei der Trauerfeier darf geschmunzelt werden. Und auch Episoden aus dem Familienleben bleiben nicht verborgen. Von der Erdbestattung eines Regenwurms bis zur Verwandlung von Wasser in Eis.