Als ich vor einigen Jahren als freier Redner startete, war mir eines wichtig: Ich mache keine halben Sachen. Auch wenn sich jeder freier Redner, Trauredner, Trauerredner und sonst irgendwie nennen kann, ich möchte ein Fundament. Das habe ich bekommen. Danke, Martin Lieske! Und mit dem Background aus jahrelanger Erfahrung aus Public Relations, Journalismus und Corporate Communication war mir natürlich auch bewusst: Du brauchst einen vernünftigen Auftritt. Ich weiß noch wie heute, wie lange ich nach einem Label gesucht habe – und mir dann “Wunschredner” in den Sinn kam. Ja, das passt!
Und dann die noch schwerere Frage: Wie kann man das grafisch umsetzen, vielleicht mit einem Logo. Wie viele Tage, E-Mails und Telefonate, Bildvorschläge und Diskussionen haben wir geführt. Am Ende wurde es eine stilisierte, fast schon dreidimensionale Rose. Einfach weil das für mich die Blume ist, die alles verbindet: Hochzeit, Bestattung, Kinderwillkommensfest, Jugendweihe, Jubiläen und und und. Rosen gehen immer! Umgesetzt hat dies nach meinen Wünschen und zig Überarbeitungen Frank Hellriegel, der auch ein Farbkonzept entwickelt hat. Die Rose hat zahlreichen Anklang gefunden, meine Auto geziert, meine Rednermappe, meinen Social-Media-Auftritt und und und.
Doch mit den Jahren bin ich als freier Redner gewachsen, sowohl was die Reden und andere Aufträge betrifft, als auch in der Branche. Ich habe mich arrangiert mit der Rose, aber die emotionale Verbindung war irgendwie verblüht. Trotzdem hatte ich nicht den Elan, den ganzen Prozess der Corporate-Design-Findung noch einmal zu durchlaufen. Wieso auch? Notizblöcke, Visitenkarten und anderes ist noch in ausreichender Menge vorhanden. Und welches Logo soll denn treffender sein für einen Redner als die Rose?
Dann hatte ich eine Business-Shooting mit der wunderbaren Alexandra Winter. Und nach zwei, drei Motiven sagte sie ganz selbstverständlich: “Wo ist eigentlich deine Pfeife?” Ja, sie kennt mich und weiß, dass dieses Stückchen Holz und ein guter Tabak irgendwie zu mir gehören. Es steht für mich für Genuss, begleitet mich beim Schreiben, auf Spaziergängen und auch vor einer großen Rede gönne ich mir meist eine gut gestopfte Pfeife. Also haben wir ein Porträtbild mit Pfeife gemacht. Das erste bislang, denn die Pfeife war für mich immer Privatvergnügen.
Ein paar Wochen später ein Freier-Redner-Workshop, es ging unter anderem um Markenbildung. Wieder war Martin Lieske im Spiel, aber auch geschätzte und charmante Rednerinnen. Und unisono waren sich alle um mich herum einig: Warum taucht die Pfeife nicht im Logo auf?
Meine Antwort: Weil es nichts mit dem Reden zu tun hat.
Zufall, Vorsehung, Fügung? In den kommenden Wochen kamen drei, vier weitere Inputs von für mich wichtigen Menschen, die mir diese Frage stellten. Die Logo-Diskussion hat Dynamik entwickelt – ohne, dass ich wirklich etwas dazu beigetragen habe. Dann hat Christian Wetzel meinen Weg gekreuzt, mit seiner Agentur Schein & Sein. Schon der Name macht neugierig. Doch so einfach habe ich es ihm nicht gemacht nach dem Motto “Ich hätte gerne ein Logo mit einer Pfeife.” Vielmehr hat er mir zugehört, drei Stunden lang oder mehr (Chapeau!), habe ich ihm erzählt, was ich mache. Die Kurzfassung:
“Ich erzähle Geschichten über Menschen, finde Worte, wo andere sprachlos sind. Mit Humor und Tiefsinn. Ich habe eine Botschaft. Gebe Menschen Kraft, Mut, Zuversicht, bin schlagfertig und souverän, humorvoll und pointiert. Mitunter provokativ. Der Mensch steht bei mir im Mittelpunkt, egal ob arm oder reich, Mann oder Frau, fernab von Konfession, Geschlecht und Nationalität.”
Der Bursche (Christian) war echt hartnäckig, er wollte zum Beispiel wissen: “Was unterscheidet dich von deinen Mitbewerbern?” Meine Antwort in Kurzform:
Ja, ich habe ihm auch erzählt, dass ich Pfeife rauche, das Leben als Geschenk betrachte, genieße. Drei Kinder habe, einen Hund und viele andere Dinge.
Und dann kommt er mit einem Pfeifen-Logo. Christian, erinnerst du dich noch an meine erste Reaktion? Freude kann man es nicht direkt nennen. Denn in Zeiten des Nichtraucher-Schutzes, ja der Verschmähung von Tabak ist das vielleicht eher geschäftsschädlich. Doch die Argumente waren auf seiner Seite. Da tauchten Fotos berühmter Pfeifenraucher in der Präsentation auf – und in meinem Kopf längst die Verbindung zu meinem Schaffen. Günter Grass, Max Frisch, Albert Einstein – und es hätte so viele weitere gegeben.
Denn beim Pfeiferauchen geht es nicht um die bloße Verbrennung von Tabak und die größtmögliche Aufnahme von Nikotin zur Befriedigung einer Sucht. Für jede handgemachte Pfeife wählt der Pfeifenmacher das Holz bestimmter Provenienzen mit Bedacht aus, bestimmt mit hunderten von Arbeitsschritten der Maserung folgend die Form. Legt immer wieder Hand an, schleift, bohrt, schleift, färbt, schleift voller Achtsamkeit. Um dann dem Pfeifenraucher ein Utensil zu überlassen, welches ihn den Moment genießen lässt.
Und so ist es auch bei meinen Reden: Genießt den Moment! Lasst meine wohlgefeilten Worte auf euch wirken.
Ja, das könnte passen.
Und das ist es nun: mein neues Logo. Die Pfeife mit einer Sprechblase, die im Schweif auch den Rauch stilisiert darstellt. Eine bewusste Entscheidung. Ergebnis eines kreativen Schaffensprozesses, aber nicht dem Mainstream folgend. Aber das bin ich auch nicht. Das Unprätentiöse liegt mir mehr als 08/15. Lieber auf Augenhöhe, von Mensch zu Mensch, mit allen Stärken und Schwächen. Und der Botschaft: Genießen! Ich genieße – und kann das auch Stunden ohne Tabak, sogar Tage, wenn ich will.
Die Farbgebung assoziiert die von mir ausgerufene Souveränität, nicht Wischi-Waschi durchlavieren, sondern Position beziehen. Reflektiert und nicht langweilig. Nicht pastellig, sondern klar strukturiert. Farbe bekennen!
Und wie es in der Wissenschaft, meiner zweiten Heimat, nun mal so ist: Man macht einen Pretest. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, um es reliabel zu gestalten, hätte ich eigentlich potenzielle Kunden befragen müssen. Ich habe geschätzte Kolleginnen und Kollegen befragt. Und deren Urteil ist auch in die Endfassung des Redner-Logos eingeflossen. Da hörte ich zum Beispiel:
Das neue Redner-Logo und der neue Auftritt sind selbstbewusster und klarer, aber eines steht fest: Nicht ich stehe im Mittelpunkt, sondern die Menschen, über die ich sprechen darf. Aber das neue Logo hat mir auch eines gezeigt: Sei wie du bist, verstell dich nicht.
In den vergangenen Wochen (oder schon Monaten) hat das neue Corporate Design nach und nach Einzug gehalten. Auf dieser Website, bei Instagram und Facebook und in anderen sozialen Netzwerken. Abgeschlossen ist die Renovierung längst nicht.
Gemeinsam mit Thoralf Obst (Fotos) und Frank Hellriegel (Grafikdesign) sind so auch gleich noch neue Postkarten für freie Trauung und Trauerfeier entstanden. Fehlt nur noch das Kinderwillkommensfest. Und natürlich Visitenkarten, allesamt auf einem haptisch tollen Papier mit Bienenwabenprägung von Gmund. Seit dieser Woche ist auch der Wunschredner-Bus im neuen Gewand dank Jens Lunardon. Dezent, edel und ein Hauch von Glitzer. Ich danke euch allen für euren Input und eure Unterstützung.
Denn: Nur gemeinsam kann man erfolgreich sein. Alleine vielleicht auch, aber das ist dann weniger unterhaltsam.
Begleitet mich auf die größte Abenteuerreise – das Leben. Mit Humor und Tiefsinn. Ich erzähle – manchmal auch mit Gästen – von großen Festen wie Hochzeit, Taufe und natürlich auch Abschied. Die Trauerfeier, letzte Fest eines Menschen auf Erden. Bei all diesen Lebensereignissen spreche ich als freier Redner – als Wunschredner.
Und alle dieser Feierlichkeiten haben eines gemeinsam: Es geht um Leben, Lieben, Lachen.
Ja, auch bei der Trauerfeier darf geschmunzelt werden. Und auch Episoden aus dem Familienleben bleiben nicht verborgen. Von der Erdbestattung eines Regenwurms bis zur Verwandlung von Wasser in Eis.