Mein Start in die Hochzeitssaison 2023 als Trauredner nur einen Tag nach dem Ende meiner Elternzeit. Oder anders formuliert: Raus aus den Shorts, rein in den feinen Zwirn.
Irgendwann gibt es immer ein letztes Mal. Das war der letzte Tag meiner letzten Elternzeit. Und ich habe jeden einzelnen genossen. Naja, die letzten beiden waren jetzt nicht so bilderbuchlike. Zwei kranke Kinder, aber auch das gehört dazu und schweißt zusammen. Ich kann jedem nur raten: Jungs, macht Elternzeit.
Macht mehr als die obligatorischen zwei Monate, kämpft euch alleine durch Windeln und Breis, kombiniert wilde Outfits, baut Legotürme, lest tolle Kinderbücher und genießt den Mittagsschlaf. Pfeift auf die finanziellen Einbußen, das ist echte quality time.
Als Vierfach-Papa und Selbständiger weiß ich, wie wichtig ein gutes Zeitmanagement ist. Daher: Am ersten Tag nach der Elternzeit bin ich in die Hochzeitssaison gestartet. Mit einem unglaublich liebenswürdigen Brautpaar aus der Schweiz, tollen Gästen in Feierlaune und noch dazu in einer famosen Industriekultur-Location in Leipzig. Besser kann man es nicht haben. Die dunklen Wolken hatten gar keine Chance bei so viel „love is in the air“.
Die erste Hochzeit des Jahres ist immer etwas ganz Besonderes. Und alle weiteren sind es natürlich auch. Aber dieses Gefühl, wenn zwei Menschen ihr Ja-Wort und dieses wichtige Fest in deine Hände legen, das ist bedingungsloses Vertrauen und eine hohe Verantwortung. Da muss jeder Handgriff sitzen, jedes Wort geschliffen sein und jede Pointe zünden. Ein Feuerwerk der Unterhaltung, ein Hochfest der Emotionen, ein Looping aus Witz und Esprit. Wenn ich das Feedback direkt nach der Trauung anschaue, scheint es geklappt zu haben. Und als Belohnung gab es anschließend ein eisgekühltes Weizen.
Mein Lieblingssatz des Tages stammt von einem der Gäste:
Wenn alle Trauredner so sind wie du,
heiratet bald keiner mehr in der Kirche!
Dabei ist das gar nicht mein Ziel. Denn Kirche und Freie Trauung sind keine Konkurrenz, sondern ergänzen sich. Man kann mich sogar als Redner für eine kirchliche Trauung buchen, die Zusammenarbeit mit Pfarrern ist mir jedes Mal eine Freude. Und das beruht in den meisten Fällen sogar auf Gegenseitigkeit. Und: Nicht alle Trauredner sind wie ich, das wäre ja auch langweilig. Jeder von uns Freien Redner hat sein Alleinstellungsmerkmal, bringt seinen Charakter und seine Kreativität ein. Das ist auch gut so, denn jedes Hochzeitspaar ist auch anders.
Begleitet mich auf die größte Abenteuerreise – das Leben. Mit Humor und Tiefsinn. Ich erzähle – manchmal auch mit Gästen – von großen Festen wie Hochzeit, Taufe und natürlich auch Abschied. Die Trauerfeier, letzte Fest eines Menschen auf Erden. Bei all diesen Lebensereignissen spreche ich als freier Redner – als Wunschredner.
Und alle dieser Feierlichkeiten haben eines gemeinsam: Es geht um Leben, Lieben, Lachen.
Ja, auch bei der Trauerfeier darf geschmunzelt werden. Und auch Episoden aus dem Familienleben bleiben nicht verborgen. Von der Erdbestattung eines Regenwurms bis zur Verwandlung von Wasser in Eis.