Jede Trauerfeier ist anders, aber immer verfolge ich ein Ziel: den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Zahlen und Daten aus dem Lebenslauf bilden das Grundgerüst. Doch es geht um mehr, um den Menschen in seinen verschiedenen Rollen und Facetten. “Ich hätte nicht gedacht, dass Sie nach einem Gespräch einen Menschen so treffend charakterisieren können.” Mit diesen Worten und Tränen in den Augen, bedankte sich dieser eine Tochter, deren Mutter wir gerade feierlich auf die große Reise geschickt haben. Und die Enkelinnen der Verstorbenen sagten: “Ich habe bei jedem Satz mitgefiebert. Genauso war sie. Und genauso habe ich gehofft, dass Sie das erzählen.” Das sind so kostbare Momente, die mich als Trauerredner anspornen. Die mir Kraft geben, auch mal um die Ecke zu denken, Dinge zu hinterfragen.
Und wenn dann noch die richtige Musik dazukommt, wird aus der Trauerfeier ein Oratorium des Lebens. Auch das durfte ich dieser Tage als Trauerredner erleben: Ein erfülltes Leben mit Harmonie, Humor und Gesang. Und so wurde der 99-Jährige auch verabschiedet, mit Trompetensoli und Chorgesang – live – sowie Musik aus seinem Leben (aus dem Lautsprecher). Und alle hätten ihm gegönnt, dass sich sein letzter Wunsch erfüllt: 100 Jahre alt zu werden. “Man muss sich ja noch Ziele setzen”, hat er oft gesagt. Wohlwissend, dass dieses Ziel für ihn unerreichbar war – vielleicht auch eher als Trost für die anderen.
Ich stelle mir oft vor, was derjenige, über den ich gerade spreche, wohl davon halten würde. Was er weglassen oder stärker in den Vordergrund rücken würde. Werde ich ihm gerecht? Manchmal kommen wir darauf auch im Trauergespräch, mitunter liegen auch niedergeschriebene Wünsche des Verstorbenen vor. Und auch wenn es eine weltliche Trauerfeier ist, darf natürlich auch gebetet werden. Ich glaube an Gott. Daher tue ich das aus voller Überzeugung, wenn mir klar wird, dass der Verstorbene fest im Glauben verankert war.
Hinter jeder Biografie steckt eine Lebensgeschichte von Erfolgen und Niederlagen, Hoffnungen und Ängsten. Es ist ein kostbarer Schatz, den es zu bewahren und weiterzutragen gilt. Denn es sind Erlebnisse, Sinneseindrücke und Gefühle unserer Familien und Vorfahren. Kleine private Weltereignisse, die nicht in Wikipedia stehen, uns aber so vieles schenken. Aus diesem Grund habe ich die Edition Wunschrede ins Leben gerufen. Dabei schreibe ich Lebensgeschichten von Menschen wie du und ich auf. Professionell gestaltet wird daraus ein Buch. Nicht für den Buchhandel und die Öffentlichkeit, sondern für Familien und Freunde des Porträtierten.
Begleitet mich auf die größte Abenteuerreise – das Leben. Mit Humor und Tiefsinn. Ich erzähle – manchmal auch mit Gästen – von großen Festen wie Hochzeit, Taufe und natürlich auch Abschied. Die Trauerfeier, letzte Fest eines Menschen auf Erden. Bei all diesen Lebensereignissen spreche ich als freier Redner – als Wunschredner.
Und alle dieser Feierlichkeiten haben eines gemeinsam: Es geht um Leben, Lieben, Lachen.
Ja, auch bei der Trauerfeier darf geschmunzelt werden. Und auch Episoden aus dem Familienleben bleiben nicht verborgen. Von der Erdbestattung eines Regenwurms bis zur Verwandlung von Wasser in Eis.