Erdbestattungen sind etwas ganz Besonderes. Nicht nur, weil der Anteil an Sargbestattungen kontinuierlich zurückgeht. Für mich als Freier Redner sind es drei Dinge, die diese Trauerfeiern und Beisetzungen so außergewöhnlich machen.
Die Erdbestattung muss innerhalb von acht Tagen nach Feststellung des Todes durchgeführt werden (Samstage, Sonntage und Feiertage werden nicht mitgezählt). Ausnahmen sind zwar möglich, aber das Sächsische Bestattungsgesetz hat strikte Vorgaben. Das bedeutet für mich als Trauerredner: Ich treffe die Angehörigen häufig in der Akutphase ihrer Trauer. Während bei Urnenbeisetzungen Wochen oder manchmal auch Monate bis zur Trauerfeier und damit auch bis zum Vorgespräch vergehen, geht es bei Erdbestattungen kurzfristig zu. Das bedeutet genaue Koordination zwischen Bestatter, Friedhof, Florist und natürlich Trauerredner.
Bei mir gilt: Erdbestattungen haben absoluten Vorrang. Mehr als einmal habe ich schon den Kalender umgeplant, wenn der Anruf eines Bestattungshauses aus Leipzig, Markranstädt, Halle, Eilenburg, Dresden oder anderswoher kam. Denn nicht jeder Trauerredner traut sich zu, Familien und Freunde des Verstorbenen in dieser Ausnahmesituation zu begleiten. Wenn die Erinnerungen an die letzten Stunden und Tage noch so wach sind.
Ein gutes Zeitmanagement erfordert dann auch das Schreiben der Trauerrede. Denn häufig passiert es, das gerade bei Sargbestattungen den Angehörigen nach dem Gespräch noch dies oder jenes einfällt. Und wie immer biete ich an: Sie können mich bis vor der Trauerfeier anrufen! Viele wundern sich, aber gerade weil ich frei spreche, bin ich nicht an ein striktes Manuskript gebunden. Ich kann spontan agieren und auch reagieren.
“Schaffen Sie das überhaupt in drei Tagen?” – Eine Frage, die ich immer wieder höre. Und ich kann sagen: Ja, das schaffe ich. Weil ich meine Tage vor Trauerfeiern so organisiere, dass ich genug Luft habe, um aus meinen Notizen des Trauergesprächs eine individuelle Rede zu komponieren. Ich bin ein effizienter Schreiber – und trotzdem entsteht für jede Trauerfeier eine ganz neue Lebensrede.
Der Sarg in der Trauerhalle verleiht eine erhabene Atmosphäre. Während die Urne oft abstrakt wirkt, wird allein durch die Größe des Sarges das Ausmaß des Verlustes viel eher deutlich. Das ist mein persönlicher Eindruck. Wenn ich mit Worten ein Porträt des Verstorbenen zeichne, beobachte ich, dass mehr Trauergäste auf den Sarg schauen als auf die Urne. Der Sarg zieht alle Blicke auf sich. Und das ist gut so. Denn darin ruht die Hauptperson dieser Feier. Der Mensch, den ich mit meinen Worten ehren und würdigen darf, den ich noch einmal in die Mitte rücke, vor dem wir uns verbeugen und ihn verabschieden. Wenn dann die vier Sargträger am Ende der Feier die Halle betreten und den Sarg aufnehmen, bekomme ich jedes Mal Gänsehaut. Denn auch das gehört für mich dazu, egal ob Urne oder Sarg: Ich fühle in jeder Rede mit, stehe zu dem, was ich sage.
Begleitet mich auf die größte Abenteuerreise – das Leben. Mit Humor und Tiefsinn. Ich erzähle – manchmal auch mit Gästen – von großen Festen wie Hochzeit, Taufe und natürlich auch Abschied. Die Trauerfeier, letzte Fest eines Menschen auf Erden. Bei all diesen Lebensereignissen spreche ich als freier Redner – als Wunschredner.
Und alle dieser Feierlichkeiten haben eines gemeinsam: Es geht um Leben, Lieben, Lachen.
Ja, auch bei der Trauerfeier darf geschmunzelt werden. Und auch Episoden aus dem Familienleben bleiben nicht verborgen. Von der Erdbestattung eines Regenwurms bis zur Verwandlung von Wasser in Eis.
