“So etwas Schönes und Einfühlsames habe ich noch nicht erlebt”, sagte mir dieser Tage eine Dame. Sie war ein Teil einer größeren Trauergemeinde und sichtlich bewegt. Wir sind ins Gespräch gekommen. Sie hat mir erzählt von drei Menschen, die sie in den letzten Jahren zu Grabe getragen hat. Und wie unglücklich sie doch – neben der Trauer – über die Form des Abschieds war. Eine Aneinanderreihung von Lebensdaten “und dazwischen immer wieder ein Gedicht oder ein Zitat”. Noch dazu von Philosophen, obwohl ihre Verwandten und Freunde, alles eher handfeste Menschen waren. “Jetzt bin ich wieder versöhnt”, sagte sie mit einem Lächeln.
Würdevoller, gefühlvoller Abschied durch eine persönliche Rede
Diese Begegnungen sind für mich als Trauerredner große Motivation. Sie zeigen, dass zeitgemäße Bestattungen und Trauerfeiern wichtig sind. Heute erreichte mich folgendes Feedback, dass ich gerne teilen möchte:
Ich möchte die morgendliche Stille gern nutzen um dir noch Mal ein großes Dankeschön, für deine Worte zur Beisetzung unseres Papas, zuzuwerfen. Deine gut abgestimmten, liebevollen, teilweise fast beruhigenden Worte klangen als ob du und unser Papa, schon ganz oft gemeinsam in einem Park auf der Bank gesessen habt und euch über Gott und die Welt unterhalten hättet. Ganz viele Trauer-Gäste haben unseren Eindruck bestätigt, das wir mit Dir als Redner, dem Papa einen würdigen, gefühlvollen Abschied gegeben haben und Helmut seine letzte Reise mit einem Lächeln angetreten hat. Du hast unsere Informationen vom Vorgespräch perfekt in deine Rede einfließen lassen, ohne den Anlass noch trauriger werden zu lassen, als er ohnehin war. Dein Service ist wirklich uneingeschränkt empfhelenswert! Danke!
Ihr glaubt gar nicht, wie mich das freut. Wenn eine Trauerrede zu Herzen geht, ohne auf die Tränendrüse zu drücken. Wenn ich als ausgebildeter Grabredner die Lebensleistung eines Menschen würdigen darf, so dass ihn seine Familie, Freunde und Weggefährten wiedererkennen. Wenn alle denken, wir kennen uns – und ich im Trauergespräch doch nur eines gemacht habe: Zugehört und nachgefragt. Oder anders formuliert: Ich interessiere mich für das Leben derer, über die ich spreche. Ich tauche voll und ganz in ihr Leben ein, bin für eine Zeit ein stiller Beobachter, versetzte mich in ihre Situation hinein, frage, wie sie ge
handelt hätten.
Eine gute Trauerrede heißt: Weinen, Schmunzeln, Nachdenken
Und manchmal frage ich auch, was sie jetzt denken würden, wenn sie mich hier stehen sehen und über ihr Leben sprechen. Dazu passt ganz gut folgende Google-Rezension, die ich diese Woche erhielt:
Ich kann diesen Mann nur empfehlen. Er hat bei meinem Vater die Trauerrede mit Einfühlungsvermögen, Tiefe, Charisma und auch mit dezenten Humor wundervoll gehalten. Herzlichen Dank dafür.
Humor auf einer Trauerfeier? Ja! Es geht nicht um Witze und Gags, sondern um kleine Anekdoten, die die Trauergäste zum Schmunzeln anregen. Geschichten, die sie sagen lassen: Genauso war er! Und wenn dies obendrein zum Nachdenken (ohne oberlehrerhaft zu sein) einlädt, umso besser. Jede gute Rede enthält eine Botschaft.
Und ist es nicht das, was wir wollen? Durch Erinnerungen an schöne, vielleicht gar lustige Momente, den Verstorbenen über die Grenzen von Leben und Tod hinweg für einen Moment in unsere Mitte zurückholen? Erinnerungen. Das sind erneute Begegnungen mit einem Menschen, den wir loslassen müssen. Aber durch Erinnerungen lebt er in uns weiter.
