Als Leipziger Trauerredner wird man nicht oft für eine Seebestattung angefragt. Eine Trauerfeier auf hoher See wollte ich schon immer mal erleben, und noch besser: selbst gestalten. Denn auch nach hunderten von Trauerfeiern, Urnenbestattungen und Erdbestattungen weiß ich: man lernt immer noch dazu. Jede Trauerfeier ist besonders, weil jeder Mensch einzigartig ist und eine maßgeschneiderte Zeremonie verdient hat.
Das Meer erscheint im Sonnenschein, als ob es golden wär. Ihr Brüder, wenn ich sterbe, versenkt mich in das Meer.
Heinrich Heine (Lyriker, Schriftsteller, Journalist) schrieb dies im 19. Jahrhundert. Geboren in Düsseldorf, gestorben in Paris – beides nicht am Meer. Und trotzdem hatte er diesen Wunsch. Auch Manfred wollte im Ozean beigesetzt werden. Diesen Wunsch haben ihm Kinder und Enkel – von Leipzig aus organisiert – erfüllt. Familien und Freunde sind nach Wismar gereist. Was für ein Wiedersehen in der Hansestadt. Sie haben sich dort getroffen, wo Manfreds zweite Heimat ist. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg in Sachsen geboren, nach der Schule geht er in der Bergbau. Und dann zur Marine nach Mecklenburg. Und er hat sich sofort verliebt – in die Landschaft und in Irmgard. Jetzt, nach mehr als 60 Jahren Seite an Seite, sind sie wieder vereint. Ihr letzte Ruhe haben beide in der Ostsee gefunden.
Manfred hatte eine Beziehung zur Ostsee, zu Wellen, Wind und Meer. Es gibt aber auch viele Menschen, die diese Form der Bestattung einfach schön finden. Eins sein mit der Natur, die Weite des Ozeans, das in Bewegung sein durch die Gezeiten Ebbe und Flut.
Ich habe viel über den Ablauf einer Seebestattung gelesen und mich mit dem Leipziger Bestatter Christian Bach verständigt. Das Procedere war mir klar. Was mir aber nicht klar war, das, was man nur selbst erfahren kann: die Atmosphäre. Ich weiß nicht, wie vielen Menschen ich seither davon vorgeschwärmt habe. Und wie oft ich gehört habe: “Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Aber die Ostsee ist so weit weg.” Auch für einige Trauergäste dieser Seebestattung war es die erste Trauerfeier auf hoher See. Und alle waren begeistert.
Die Höhepunkte der Seebestattung aus Sicht des Trauerredners:
Seebestattungen haben eine lange Tradition und zu jeder Jahreszeit ihren Reiz. In Deutschland sind Bestattungen in der Ostsee und Nordsee gestattet. Allerdings nicht irgendwo auf offenem Meer, sondern in der so genannten Dreimeilenzone. Die Urne ist übrigens aus wasserlöslichem Material (Salzkristall, Zellulose, Sand). Gut zu wissen ist auch, was bei einer Seebestattung nicht erlaubt ist: Das Verstreuen der Asche auf offenem Meer oder die Bestattung in einem Binnengewässer.
Die Angehörigen bekommen nach der Seebestattung einen Auszug aus dem Logbuch, auf dem die genau Position (Grabstelle) vermerkt ist. Viele Schiffsreeder bieten auch Gedenkfahrten an, so dass die Stelle der Beisetzung besucht werden kann – auch zu besonderen Anlässen wie Geburtstagen oder Jahrestagen.
Mein Fazit als Trauerredner: Eine Bestattung mit Stil und Charme ohne bleierne Schwere. Und mit Worten und Trauerritualen, die so sind wie der Mensch: einzigartig.
Begleitet mich auf die größte Abenteuerreise – das Leben. Mit Humor und Tiefsinn. Ich erzähle – manchmal auch mit Gästen – von großen Festen wie Hochzeit, Taufe und natürlich auch Abschied. Die Trauerfeier, letzte Fest eines Menschen auf Erden. Bei all diesen Lebensereignissen spreche ich als freier Redner – als Wunschredner.
Und alle dieser Feierlichkeiten haben eines gemeinsam: Es geht um Leben, Lieben, Lachen.
Ja, auch bei der Trauerfeier darf geschmunzelt werden. Und auch Episoden aus dem Familienleben bleiben nicht verborgen. Von der Erdbestattung eines Regenwurms bis zur Verwandlung von Wasser in Eis.