Gedichte kommen in meinen Trauerreden äußerst selten vor, viel lieber verwende ich Aussagen von Angehörigen und Freunden. Und natürlich finden auch prägnante Zitate der Verstorbenen Einzug. Aber dieses Mal habe ich ganz bewusst Heinz Erhardt rezitiert. Diesen genialen Wortkünstler, der mit scharfem Intellekt und guter Beobachtungsgabe zu jedem Anlass den richtigen Vers gefunden hat – und auch über sich selbst lachen konnte. Genauso wie die Dame, die ich mit 83 Lebensjahren verabschieden durfte. Eine kleine, resolute Frau mit bestechendem Humor.
Gerade weil der Anlass traurig ist, versuche ich mit meinen Worten und meiner Art die Trauergäste emotional nicht noch weiter nach unten zu ziehen. Das gilt für die Trauerfeier wie das Trauergespräch. In diesem Fall saßen wir gemütlich in der Küche beisammen und sind gemeinsam ins Schmunzeln gekommen. Humor und Trauer, ja das geht. Ich finde, das ist ein schöner Gedanke: In tiefer Trauer an einen lieben Menschen lächeln zu können. Denn genau das zeugt von vielen positiven Momenten.
Dabei geht es vor allem um die leisen Töne, feine Nuancen. Diese prägen den Sound einer Trauerfeier. Wenn Begebenheiten oder Eigenschaften angedeutet oder angerissen werden. Auch das ist Heinz Erhardt – Gedanken der schicksalhaften Vorbestimmtheit des menschlichen Seins, schwere Fragen der letzten Dinge ummantelt mit Sprachvirtuosität und Augenzwinkern. Feinsinniger Humor.
Trauer kann, Trauer sollte man nicht schönreden. Aber die Kraft der Worte kann einen Samen säen, aus dem Hoffnung keimt. Dazu zählt die Gestaltung des Abschieds. Keine stille Beisetzung, keine Beisetzung mit ein bisschen Musik, nein, gerade beim letzten Fest eines Menschen auf Erden, heißt es: Erinnern, würdigen, Danke sagen.
In dieser Trauerfeier ist uns das gelungen: Mit Musik, die die Mutter würdigt, ihr Lebenscredo widerspiegelt und eine Reminiszenz an die jungen Jahre ist. Mit einer Rede, die unterschiedliche Lebensphasen zusammenfügt und die einzigartige Rahmung deutlich macht: die Bedeutung der Familie. Und die auch alle Trauergäste daran erinnert, wie die Verstorbene war: aktiv im Gemeindeleben, tierlieb mit ihren Hunden unterwegs, großzügig Kindern gegenüber, eine gute Gastgeberin für Freunde und eine Konstante im Familienalltag. Immer mit dabei ihre Häkelnadeln, die sie erst am Tag vor ihrem Tod aus der Hand gelegt hat.
“Genau so war sie” – wie gerne höre ich diesen Satz im Anschluss an meine Rede. Auch hier ist er wieder gefallen. Gefreut hat mich auch die unkomplizierte Zusammenarbeit mit dem örtlichen Pfarrer. Ich als Zertifizierter Freier Redner habe den weltlichen Teil übernommen und die Trauerfeier geleitet, er hat den christlichen Segen und ein persönliches Gebet gespendet. Die Urne im RuheForst Tiergarten (Zschepplin) haben wir gemeinsam beigesetzt. Ja, auch das Vater Unser und Heinz Erhardt können sich ergänzen.
Begleitet mich auf die größte Abenteuerreise – das Leben. Mit Humor und Tiefsinn. Ich erzähle – manchmal auch mit Gästen – von großen Festen wie Hochzeit, Taufe und natürlich auch Abschied. Die Trauerfeier, letzte Fest eines Menschen auf Erden. Bei all diesen Lebensereignissen spreche ich als freier Redner – als Wunschredner.
Und alle dieser Feierlichkeiten haben eines gemeinsam: Es geht um Leben, Lieben, Lachen.
Ja, auch bei der Trauerfeier darf geschmunzelt werden. Und auch Episoden aus dem Familienleben bleiben nicht verborgen. Von der Erdbestattung eines Regenwurms bis zur Verwandlung von Wasser in Eis.