Weihnachten ist wie kein anderes Fest eine Hochzeit der Gefühle. Und genau deswegen haben viele Menschen Angst davor. Dafür gibt es drei Gründe: Erstens, weil das Fest der Liebe von einer riesigen Erwartungshaltung geprägt ist, keiner etwas falsch machen möchte, alles sich anstrengen – und dabei schnell überfordert sind. Zweitens, weil gar nicht so wenige einfach alleine sind – und das an diesen Tagen besonders weh tut. Und drittens, weil manch einer dieses Jahre erstmals ein Weihnachtsfest ohne einen geliebten Menschen feiert. Plötzlich ist da ein Platz, der leer bleibt.
“Das Rezept für die weltbeste Gans hat Mutter mit ins Grab genommen”, haben mir vor einigen Wochen drei Brüder gesagt, deren Mutter ich verabschieden durfte. Ja, Trauer macht sich oft an kleinen Dingen und Ritualen fest. Auch darüber spreche ich im Podcast der Leipziger Volkszeitung. Große Gefühle zum Jahresende haben wir uns vorgenommen, und das ist keine sensationsheischende Botschaft, sondern ich erzähle aus meiner Arbeit als Trauerredner und Trauredner.
Wenn wir Weihnachten feiern, dann ist das wie kein anderer Moment im Jahr ein Familienfest. Zusammensein. Gemeinsam. Ja, ich genieße es. Aber ich denke auch an die Menschen, die dieses Jahr das erste Mal ohne den Vater oder die Mutter, den Ehepartner, die Schwester oder den Bruder, die Tochter oder den Sohn feiern müssen. Was soll das für eine Feier sein? Zweifelsohne eine höchst sentimentale. Auf der geweint wird und geweint werden darf. Wenn nicht jetzt wann dann? Weinen ist gut, es ist Balsam für die Seele.
“My dad is a legend.“ Von Kinderhand geschrieben auf einer Urne. Es ist schon einige Wochen her, dass ich die Trauerfeier für den jungen Familienvater gestalten durfte. Doch dieser Satz bleibt. Weil er genau das verkörpert, worum es geht: Erinnerungen. Die so stark sind, dass sie bleiben. So tief der Schmerz auch ist, bunte Bilder können das Grau-in-Grau von Trauer, Verlust, Angst, Schmerz überwinden.
Und wenn wir dann eine Kerze am Weihnachtsbaum anzünden, dann tun wir es auch für diejenigen, die uns verlassen haben – und doch irgendwie bei uns sind. Und wenn es dieses Jahr gar keinen Weihnachtsbaum gibt, weil ihr keine Lust darauf habt, dann ist das auch gut. Tut das, was euch gut tut. Lasst euch nicht in Konventionen fangen. Lebt eure Gefühle aus. Weint, lacht, singt, tanzt, verkrümelt euch auf der Couch oder blättert in Fotoalben. Weihnachten ist das Fest der Liebe – und diese endet nicht mit dem Tod. Legenden leben länger.
Große Gefühle – das heißt aber auch: Es hagelt unter dem Weihnachtsbaum und an Silvester um Mitternacht Heiratsanträge. Für viele ist es der perfekte Moment, auf den sie lange hin planen. Lichterglanz, Musik und die perfekte Choreografie des Kniefalls – oder doch lieber ganz spontan? Mein Tipp: Genießt den Moment, lebt das Unperfekte. Denn das macht es ehrlich und authentisch. Auch darüber reden wir übrigens im LVZ-Podcast. Euer Antrag – der erste große Schritt auf dem Weg zur freien Trauung.
Und auch Baby-News werden gerne an Weihnachten verkündet. Das wohl schönste Geschenk für alle werdenden Papas, Omas und Opas, große Schwestern und Brüder. Die Weihnachtsbotschaft in Bestform. Ein Zeichen der Hoffnung, des Lichts und der Zukunft. Oder wie es Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Weihnachtsansprache formuliert: “Wärme und Schutz, Nähe und Eintracht, Zuversicht und Frieden. Ja, in diesem Jahr ist wohl unser sehnlichster Wunsch, dass wieder Friede herrscht.”
Ich bin gespannt, was 2023 bringt. Bleibt optimistisch und vertraut auf das Gute im Menschen!
Begleitet mich auf die größte Abenteuerreise – das Leben. Mit Humor und Tiefsinn. Ich erzähle – manchmal auch mit Gästen – von großen Festen wie Hochzeit, Taufe und natürlich auch Abschied. Die Trauerfeier, letzte Fest eines Menschen auf Erden. Bei all diesen Lebensereignissen spreche ich als freier Redner – als Wunschredner.
Und alle dieser Feierlichkeiten haben eines gemeinsam: Es geht um Leben, Lieben, Lachen.
Ja, auch bei der Trauerfeier darf geschmunzelt werden. Und auch Episoden aus dem Familienleben bleiben nicht verborgen. Von der Erdbestattung eines Regenwurms bis zur Verwandlung von Wasser in Eis.
