Ich habe einen hohen Anspruch an mich als Freier Redner und meine Kunst – ob auf als Trauerredner auf dem Friedhof oder als Trauredner bei der Hochzeit. Denn jede Rede ist ein Unikat, nur so wirken die Worte und kann die Botschaft zünden. Und genau deshalb mache ich mitten in der Hochsaison der Hochzeiten Urlaub. Als Qualitätssicherung. Um mich zu erden, abzuschalten und dann mit aufgeladenem Akku wieder durchzustarten. Denn jedes Brautpaar und jede Familie hat das Recht auf volle Leistung jenseits des Mainstreams. Noch mehr: Jeder Mensch hat eine erstklassige Zeremonie verdient. Dafür stehe ich mit meinem Namen.
Diesen Satz in der Ausbildung zum Freien Redner werde ich nicht vergessen: “Kein Urlaub in der Saison.” So oder so ähnlich ist er gefallen. Na klar, betriebswirtschaftlich ist es Irrsinn, nicht da zu sein, wenn deine Kunden am stärksten nach dir verlangen. Ich habe extra noch mal alle Mail-Anfragen durchgeschaut: Allein für das erste Ferienwochenende hatte ich acht Anfragen für eine Freie Trauung in Sachsen – und musste alle enttäuschen. Wie entspannt wäre es doch, wenn es sich über das Jahr verteilen würde.
Liebe Hochzeitspaare, auch von Oktober bis April lässt es sich wunderbar heiraten. Und das Beste: Dann haben alle eure Wunschdienstleister und Locations auch Zeit und freuen sich umso mehr, euch ein strahlendes Fest zu bereiten.
Aber ich bin kein BWLer. Ich bin derjenige, der Brautpaaren eine unvergessliche Zeremonie weit über den Moment hinaus schenkt – sie mit Worten feiert, Party macht, echte Emotionen erleben lässt. Ich bin der, der als Trauerredner Abschiede als Lebensfeiern gestaltet, den Verstorbenen mit Worten porträtiert. Ich bin der, der fröhliche Familienfeste wie Kinderwillkommensfeiern und Jugendweihen genauso gestaltet wie Abschiede von Freunden auf vier Pfoten. Ich bin der, der jeden Anlass zum Event für euch und eure Gäste macht, der immer 100 Prozent gibt, unbesehen von Wochentag oder Uhrzeit.
Als Freier Redner definiere ich meinen Beruf so, dass ich nicht irgendwelche Standardreden ablese, sondern live performe. Denn Reden heißt nicht Ablesen. Doch das, was da so locker und flockig daherkommt, bedeutet auch: klare und strukturierte Vorbereitung im Detail. Und Recherche, Gespräche und die nötigen Portion Intellekt.
Dieses Mal habe ich gar keine Arbeit mit in den Urlaub genommen – anders als zu Ostern auf Mallorca. Aber ein Trauerfall hat mich begleitet. Es war einen Tag vor meinem Urlaub, als ich die Lebensrede auf Frank halten durfte. Am Ende der Rede hat jeder Gast der Trauerfeier ein Reagenzglas voll Sand mitbekommen mit der Aufforderung, es an einem Lieblingsplatz auszustreuen und an Frank zu denken. Ich habe versprochen, es für den Ostsee-Liebhaber Frank mit in den Urlaub zu nehmen und diesen Sand der Ostsee zurückzugeben – als Dank für die vielen schönen Momente, die er dort erleben durfte. Es hat ein paar Tage gedauert, bis ich angekommen war, die Muße hatte. Aber dann habe ich mich abends an den Strand gesetzt und einfach an ihn gedacht. Ein beseelter Moment.
Eigentlich müsste ich diesen Urlaub auf dem Fischland Darß Zingst steuerlich geltend machen, aber das wird wohl schwer möglich. Warum? Weil es für mich wie eine kleine Weiterbildung war. Es hat mir verdeutlicht, was essentiell ist. Ich habe viel gelesen (wenn die Kinder im Bett waren), bin mit dem Hund am Strand spazieren gegangen, haben den Wogen des Meeres gelauscht und mir gedacht: Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann wäre es “Mehr Meer für alle”. Das erdet so ungemein, schafft Dankbarkeit für die Schöpfung und lässt manchen Social-Media-Bohei so lächerlich erschienen.
Begleitet mich auf die größte Abenteuerreise – das Leben. Mit Humor und Tiefsinn. Ich erzähle – manchmal auch mit Gästen – von großen Festen wie Hochzeit, Taufe und natürlich auch Abschied. Die Trauerfeier, letzte Fest eines Menschen auf Erden. Bei all diesen Lebensereignissen spreche ich als freier Redner – als Wunschredner.
Und alle dieser Feierlichkeiten haben eines gemeinsam: Es geht um Leben, Lieben, Lachen.
Ja, auch bei der Trauerfeier darf geschmunzelt werden. Und auch Episoden aus dem Familienleben bleiben nicht verborgen. Von der Erdbestattung eines Regenwurms bis zur Verwandlung von Wasser in Eis.
